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Karma Yoga - das Yoga der guten Taten

Wenn man für sein Handeln nichts im Gegenzug verlangt, sich nichts davon erhofft oder verspricht als ein gutes Gefühl, eins, das einem signalisiert, das Richtige getan zu haben.

Danke, Abhijith Kochunni für dieses Bild. Es zeigt einen alten indischen Pilger, der sich um einen Straßenhund kümmert.
Danke, Abhijith Kochunni für dieses Bild. Es zeigt einen alten indischen Pilger, der sich um einen Straßenhund kümmert.

Die Fünfjährige Zoi, die besonders lange quengelt, bekommt oft einen Lolli, damit das Quengeln aufhört, oder weil sie sich gut benommen hat, aber manchmal auch einfach, weil ihr Vater als 'guter Papa' dastehen möchte. Martin hilft seiner in die Jahre gekommenen Bekannten beim Putzen, in der Hoffnung, dass diese ihn sich irgendwann mal in ihrer Ferienwohnung an der Nordsee einquartieren lässt. Werner, der seine Intimpartnerin mit körperlichen Freuden beschenkt, steckt oft schon währenddessen voller Vorfreude auf die mit großer Wahrscheinlichkeit zeitnah zurückgegebene Art der 'Befriedigung' oder freut sich, ein 'guter' Liebhaber zu sein. Julia zückt die Kottüte beim Gassigehen, sobald jemand schaut, und liest auch gern mal etwas extra Müll vom Straßenrand auf. Sie möchte nicht, dass jemand schlecht von ihr denkt.


Zoi bekommt mal einen Lolli, weil sie Lollis mag, was sich im Leuchten ihrer Augen zeigt, sobald sie einen bekommt. Martin hilft seiner älteren Bekannten, weil es ihm leidtut, dass sie nicht mehr so gut allein putzen kann und sich noch nicht hat durchringen können, einen Pflegedienst einzustellen. Werner verwöhnt seine Partnerin körperlich, weil er dieser gern nahe ist, es ihm ein Genuss ist und es ihn erfreut zu sehen, wie es ihr dabei gut geht. Julia sammelt den Kot ihres Hundes und Müll vom Straßenrand auf, unabhängig davon, ob jemand hinschaut oder nicht, weil sie selbst sich über saubere Gehwege und eine nicht verschmutzte Umwelt freut.


Zweimal die gleichen Handlungen. Und zweimal sich gänzlich unterscheidende hinter den Handlungen steckende Absichten und verschiedene mit dem Handeln verbundene Gefühle.

Kaum etwas kennen wir so gut, wie konditioniertes Handeln. Eines, bei dem es meistens um eine Art "Handel" geht, einen Tausch, der im ersten Abschnitt ganz oben beschrieben wird. 'Handel' bzw. das Tauschen gehört im Leben oft dazu. Wenn wir beim Einkaufen bezahlen, wenn wir einen Rabatt bekommen, weil wir einen Kunden geworben haben, wenn wir für eine gute Note lernen oder unseren Job erledigen, damit Geld auf dem Konto landet. Der Deal und die Spielregeln sind meistens klar und unser Leben bekommt dadurch eine bestimmte Sicherheit.


Doch wie der besagte obere Abschnitt zeigt, kann sich der Handel auch in andere Sphären des Lebens einschleichen.


Im zweiten Abschnitt wird Karma Yoga beschrieben. Die erste Stufe - von nur zweien - des Karma Yoga ist, das, was wir tun, ganz gleich, was es ist und in welchem Kontext, zunächst einmal bewusst zu tun. Uns unserer Handlungen bewusst zu werden, der Art und Weise, wie wir diese ausführen und unserer Intentionen dabei.

Die zweite Stufe führt uns zu einem Handeln, das sich durch eine bestimmte innere Qualität auszeichnet. Das Handeln selbst und vielleicht die positive Wirkung auf andere sind hier der Antrieb und nicht irgendeine Art materieller oder immaterieller Vorteil.

Es geht also darum, etwas zu tun, was anderen zugute kommt, ohne etwas zu erwarten: Kein Geschenk, kein Geld, kein Danke, keinen guten Ruf...


Wenn ein großes Unternehmen dafür wirbt, dass es für jedes soundsovielte verkaufte Produkt einen Baum pflanzt, ist dies etwas, das der Umwelt zugute kommt. Das Unternehmen verspricht sich dabei allerdings einen guten Ruf und damit einhergehend wahrscheinlich auch einen steigenden Absatz und Gewinn. Hier kann von Karma Yoga also nicht die Rede sein.


Wenn eine kleine Yogaschule, wie es bei Poel Yoga der Fall ist, einen Teil der Einnahmen für einen guten Zweck spendet*, kann da von Karma Yoga die Rede sein? Vielleicht erhofft sich die Schule einen guten Ruf und steigende Kundenzahlen...!? Vielleicht ist es eine ausgebuffte Marketingstrategie...!? Dies wären berechtigte Fragen. Hier verschwimmen interessanterweise jedoch die Grenzen, insofern als dass Karma Yoga ein wesentlicher Bestandteil von Yoga ist und insofern auch zu ganzheitlichem Yoga und Yoga im Sinne von "Verbindung und Einklang mit dem Großen und Ganzen" dazu gehört. Und wenn nicht nur ich, sondern auch viele Teilnehmer und Teilnehmerinnen sich darüber freuen, dass ein Teil ihres Kursbeitrags anderen zugute kommt, und es sich richtig und stimmig anfühlt, während genau dies möglicherweise jedoch auch weitere Kunden anziehen könnte, macht dies die Beurteilung von außen schwieriger. Schließlich kann man in keinen Menschen hineinschauen. Die mit einer Handlung verbundene Intenion kann man manchmal nur spüren und ihre Beurteilung wird damit zu etwas Subjektivem, zu einer Frage der persönlichen Einschätzung.


* Im August 2024 habe ich im Rahmen von Poel Yoga eine Patenschaft für die Waschbärin Friderike beim Lottihof übernommen und im März 2025 Geld an den Verein Licht am Horizont gespendet.

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